Rehkitzrettung: Jäger und Landwirte arbeiten zusammen in Kerzell
Der Jagd- und Gebrauchshundeverein Rhön-Vogelsberg e.V. zieht eine positive Bilanz der diesjährigen Rehkitzrettung. Ein Beispiel zeigt, wie erfolgreich die Arbeit sein kann, wenn Jäger und Landwirte zusammenarbeiten.
Dem Aufruf – zur diesjährigen Rehkitzrettungsaktion des hessischen Landesjagdverbands – folgend, meldete sich der Andreas Böhm vom Arche-Hof in Kerzell wenige Tage vor der geplanten Frühjahrsmahd beim örtlichem Jagdpächter. „Das war alles ganz einfach, ich habe meinen gewünschten Mahd-Termin genannt, die Koordinaten der Flächen per Handy versendet und zwei Tage später standen schon zwei ehrenamtliche Jäger um 5:30 mit einer Drohne neben meinen Flächen“ berichtet der Bioland-Bauer Böhm.
Erfolgreiche Rehkitz-Rettung dank Drohneneinsatz
Ein erster Erfolg sollte sich sogleich auf einer kleinen Wiese am Ortsrand von Kerzell zu Beginn der Heuernte einstellten: Bereits um 5:40Uhr konnten der Drohnenpilot Mark Hüfner und Helferin Anke Dorn-Kapfer, beide Vereinsmitglieder des JGV Rhön-Vogelsberg, mit der Wärmebildkamera drei Rehkitze ausfindig machen. Diese wurden in geeigneten Körben abgelegt und sicher am Rand der Wiese im Schatten verwahrt, bis die Mahd beendet hatte. Das frühe Aufstehen vereinfacht dem Drohnenpilot durch die niedrigeren Außentemperaturen ein einfacheres Auffinden der Tiere mithilfe der Wärmebildkamera. Schöner Nebeneffekt: Eine frühe Mahd ist auch immer eine insektenschonende Mahd, den die „Hauptflugzeit“ der Nützlinge beginnt erst gegen 8Uhr.
Sechs Rehkitze konnten in Kerzell gerettet werden
Im Juni zur Hochsaison der Heuernte hatten die „Kitzretter“ (bestehend aus Drohnenpilot, Helfer und Landwirt) früh morgens alle Hände voll zu tun. Allein bei den drei Einsätzen auf den 6ha des Arche-Hofes konnten sechs Rehkitze vor einem grausamen Mähtod gerettet werden.
Pflicht des Landwirts geeignete Maßnahmen zu ergreifen
Helferin Dorn-Kapfer reflektiert „Die Kitzrettung ist dank der Drohnen viel erfolgreicher, im Gegensatz zu den früheren Vergrämungsmaßnahmen“. Trotzdem fällt es einigen Landwirten noch schwer, die angebotene Hilfe anzunehmen und ihre Mahden rechtzeitig beim Jagdpächter anzuzeigen. Viele scheuen auch vor dem Mehraufwand zurück. Allerdings sind sie laut Tierschutzgesetz dazu verpflichtet geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Verletzung oder Tötung von Wildtieren bei der Grünlandmahd zu vermeiden.
Tierwohl als Motiv der Jäger
Bemerkenswert, der Einsatz der „Rettungskräfte“ erfolgt rein ehrenamtlich. Alle Helfer sind berufstätig und stehen dennoch früh morgens ab 5:00 Uhr zur Verfügung. „Da ist es dann schon schade, dass man häufig dem Vorurteil begegnet, dass man die Tiere ja nur rette, damit man sie im nächsten Jahr abknallen könne“ so Drohnenpilot und Jäger Hüfner, „uns geht es dabei ausschließlich um das Tierwohl und den Schutz der Tiere!“.
Verfasser: Anke Dorn-Kapfer und Andreas Böhm
Bilder – © alle Fotos Copyright Anke Dorn-Kapfer und Mark Hüfner
Bild 1: Drohnenpilot Hüfner und Arche-Hof Bauer Böhm um 5:30Uhr mit ihren jeweiligen Arbeitsgeräten im Hintergrund
Bild 2: Kitz-Fund auf geteiltem Dohnen-Bildschirm: Links Wärmebild, rechts Kamera.
Bild 3: Rehkitz versteckt im hohen Gras
Bild 4: Helferin Dorn-Kapfer bei der Bergung des im Gras versteckten Kitz
Bild 5: Ein Rehkitz macht es sich gemütlich in seiner Box für die Mahd-Dauer, ein zweites Kitz liegt daneben
Bild 6: Storch zu Besuch auf der Kerzeller Wiese
Bild 7: Kitz nach der Mahd wieder in unversehrt in Freiheit
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